Unter den Publikationen, die sich mit Leben und Werk von Adolph Kolping beschäftigen, möchten wir dem interessierten Leser an dieser Stelle drei Bücher empfehlen. Zunächst

Christian Feldmann:
   "Adolph Kolping -
   Für ein soziales Christentum"


Christian Feldmann: "Adolph Kolping - Für ein soziales Christentum"
Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, 1991 / neu 1998
ISBN 9783451321351

Zur Seligsprechung die Biographie, in der Adolph Kolping ganz neu begegnet: so wirklichkeitsnah, so liebenswert menschlich, so konsequent christlich.

Soziale Probleme fänden ihre Lösung nicht in Gnade und Barmherzigkeit, sagte er am Ende seines Lebens. Adolph Kolping (1813 bis 1865) war kein fromm salbadernder Pfarrer, der schöne Gedanken über die Heiligung der Arbeitswelt von sich gab, sondern ein sehr praktisch veranlagter Pionier des sozialen Katholizismus, leidenschaftlich, zäh und realistisch, ein Seelsorger mit Bodenhaftung, vielseitig talentiert als Pädagoge, Organisator, politischer Publizist und volkstümlicher Erzähler.
Aus Anlass der Seligsprechung zeichnet der Schriftsteller, Journalist und Theologe Christian Feldmann ein ebenso gründlich recherchiertes wie spannend geschriebenes Portrait des Anwalts der an den Rand Gedrängten - vor dem Hintergrund einer erregenden, von Freiheitsideen und schmerzhaften sozialen Umbrüchen gedrängten Zeit.

Anders als die herkömmlichen Lebensbeschreibungen des "Gesellenvaters" macht diese Biographie deutlich, dass sich der aus kleinsten Verhältnissen stammende Schäferssohn zu seiner Lebensaufgabe erst "bekehren" musste. Kolping war selbst als Schustergeselle von Werkstatt zu Werkstatt gezogen, hatte vom sozialen Aufstieg und - verhältnismäßig spät zum Priester geweiht - von einer Wissenschaftlerlaufbahn geträumt, bis er sich in einer neuentdeckten Solidarität wieder den einst verachteten Handwerkern zuwandte.

Der 1849 von Kolping gegründete "Katholische Gesellenverein" entwickelte sich zur ersten geglückten sozialen Initiative auf katholischer Seite und zu einer der beeindruckendsten Laienaktivitäten der modernen Kirche. Der Kolpingverband zählt heute (Stand: 1991) 350.000 Mitglieder in 36 Ländern und fühlt sich vor allem von der neuen sozialen Frage in der Dritten Welt herausgefordert. Das Evangelium soll zum Signal der Hoffnung in der gesellschaftlichen Wirklichkeit werden - treu Kolpings Idee, dass nicht so sehr die Veränderung der Strukturen, die er keineswegs geringschätzt, als die der Herzen die Welt besser macht.
Adolph Kolping als Sozialpionier aus Glaubensüberzeugung.

Auf rund 130 Seiten legt der Journalist und Schriftsteller Christian Feldmann nach 17 Jahren eine vollständig überarbeitete Ausgabe der Biographie Adolph Kolpings vor. Die Annäherung an dessen Persönlichkeit geschieht in fünf Kapiteln: Herkunft und Jugend; über seine wachsende Zuneigung zum Handwerkerstand während seiner Kaplanszeit; über sein journalistisches Wirken als Instrument sozialkritischer Arbeit und sein gesellschaftspolitisches Engagement sowie sein geerdetes Gottvertrauen, aus dem er die Energie zum Handeln aus dem Glauben schöpft. Ein sechstes Kapitel handelt von der Wirkungsgeschichte Kolpings. Nur bei flüchtiger Lektüre hat die Biographie den Charakter eines Schulgeschichtsbuches, das detailverliebt ist und stilistisch eher statisch wirkt. Die Kapitel über sein politisches Vermächtnis (4) und seine Wirkungsgeschichte (6) entfalten jedoch eine innere Dynamik, die die Bedeutung Kolpings ins rechte Bild setzt. Eine Zeittafel und eine Literaturliste laden ein, sich weitergehend mit dieser bedeutenden Persönlichkeit, seiner Zeit und seiner Wirkungsgeschichte auseinanderzusetzen.

Eine Pflichtlektüre für alle Mitglieder des Kolpingverbandes, aber auch kirchenhistorisch und gesellschaftspolitisch Interessierte. Breite Empfehlung, wo die Ausgabe von 1991 nicht vorhanden ist.

(Lioba Speer)